Buchtipp: Mehr Intimität und weniger Konflikte in schwulen Beziehungen – Ein Blick auf Rik Isensees “Love Between Men”


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Schwule Beziehungen haben, wie alle Partnerschaften, ihre eigenen Herausforderungen und Chancen. Rik Isensees Love Between Men ist ein außergewöhnliches Werk, das sich den spezifischen Aspekten und Bedürfnissen schwuler Partnerschaften widmet. Isensee, selbst Therapeut, gibt wertvolle Einsichten, wie schwule Paare ihre Beziehungen stärken, Vertrauen aufbauen und Konflikte bewältigen können.

Die Kerninhalte des Buches – Vertieft mit Tipps und Tricks

  1. Offene Kommunikation
    Isensee betont, dass eine Beziehung nur wachsen kann, wenn beide Partner lernen, ehrlich über ihre Gefühle und Wünsche zu sprechen. Ein Trick, den er empfiehlt, ist die „Ich-Botschaft“: Anstatt Sätze mit „Du“ zu beginnen (die oft als Vorwürfe wahrgenommen werden), starten sie mit „Ich fühle…“ oder „Mir geht es…“. Das schafft Raum für Empathie und macht es leichter, Bedürfnisse mitzuteilen, ohne dass der Partner in eine Verteidigungshaltung verfällt.

    • Tipp: Ein wöchentliches „Beziehungsgespräch“ kann helfen, auf Augenhöhe über wichtige Themen zu sprechen. Hier geht es weniger um alltägliche Absprachen als darum, wie sich beide fühlen und was sie aktuell beschäftigt.
  2. Umgang mit Scham und Selbstakzeptanz
    Isensee legt großen Wert darauf, wie wichtig es ist, Scham und verinnerlichte Vorurteile zu erkennen und zu bearbeiten. Viele schwule Männer haben in ihrer Jugend Ablehnung erlebt oder waren gezwungen, ihre Identität zu verstecken. Das kann sich in Beziehungsmustern widerspiegeln, zum Beispiel durch Selbstschutzmechanismen oder Rückzug in Konfliktsituationen.

    • Tipp: Isensee rät, Scham und negative Gedanken schriftlich festzuhalten und dann gezielt mit einem Partner oder Therapeuten darüber zu sprechen. Solche Gedanken zu äußern, kann dabei helfen, sie aus einer gesunden Perspektive zu betrachten.
    • Übung: Gemeinsam ein Selbstakzeptanz-Ritual entwickeln, bei dem beide Partner sich regelmäßig daran erinnern, was sie an sich und dem anderen schätzen. Dies schafft Vertrauen und fördert das Selbstwertgefühl.
  3. Eifersucht und Treue – Flexibilität in Beziehungsmodellen
    Schwule Beziehungen variieren häufig im Umgang mit Monogamie und Offenheit. Isensee regt an, dass Paare diese Themen nicht als Tabus betrachten, sondern offen über ihre jeweiligen Vorstellungen sprechen. Ein Geheimnis oder ein unausgesprochenes Bedürfnis kann die Beziehung stark belasten, während eine ehrliche Vereinbarung Klarheit und Sicherheit schafft.

    • Tipp: Paare sollten sich regelmäßig darüber austauschen, wie sie zu Eifersucht und Monogamie stehen, um sicherzustellen, dass sich beide Partner in ihrer Vereinbarung wohl und sicher fühlen. Eine gute Methode kann sein, ihre Vereinbarung immer wieder zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen.
    • Strategie: Isensee empfiehlt, sich selbst zu fragen, welche Ängste oder Unsicherheiten Eifersucht auslösen, und dann zu überlegen, wie diese in der Beziehung besprochen und aufgelöst werden können.
  4. Sexualität und Intimität
    Laut Isensee sind Intimität und Sexualität zwei Komponenten, die sich nicht immer gleich entwickeln. Paare sollten sich ihrer sexuellen Wünsche bewusst werden und diese regelmäßig kommunizieren. Intimität muss nicht immer sexuell sein und kann durch gemeinsame Erfahrungen und emotionale Nähe gefördert werden.

    • Tipp: Isensee empfiehlt „Berührungsübungen“, bei denen beide Partner lernen, Nähe ohne Erwartungen aufzubauen. Das Ziel ist es, sich wieder mehr zu spüren und die Verbindung ohne Druck zu genießen.
    • Übung: Paare können auch ein Ritual einführen, in dem sie sich regelmäßig wertschätzende Worte und Gesten schenken, um das Gefühl der Verbundenheit und Intimität aufrechtzuerhalten.
  5. Konfliktbewältigung und Bindungssicherheit
    Konflikte sind eine natürliche Begleiterscheinung jeder engen Beziehung, aber Isensee unterstreicht, dass die Art und Weise, wie wir Konflikte führen, entscheidend ist. Anstatt hitzige Streitsituationen eskalieren zu lassen, ist es wichtig, den Dialog zu suchen und den Partner nicht durch Worte oder Taten zu verletzen.

    • Tipp: Eine von Isensee empfohlene Methode ist das „Timeout“: In besonders intensiven Situationen hilft eine kurze Pause, bevor die Diskussion auf konstruktive Weise fortgesetzt wird. Dadurch vermeidet man, dass im Affekt verletzende Worte fallen.
    • Strategie: Um Bindungssicherheit zu fördern, ermutigt Isensee Paare dazu, nach Konflikten immer eine „Wiedergutmachung“ anzubieten, beispielsweise durch eine kleine Aufmerksamkeit oder liebevolle Geste, die zeigt, dass die Beziehung oberste Priorität hat.

In meiner systemischen Paartherapie nehme ich viele dieser Ansätze auf, um schwule Paare gezielt zu unterstützen. Isensees Methoden der Konfliktbewältigung und Bindungsförderung passen besonders gut zur systemischen Therapie, da sie auf Beziehungsmustern und Kommunikation basieren.

Kommunikation und Konfliktlösungen: Hierbei arbeite ich mit den Paaren daran, ihre Kommunikationsmuster zu erkennen und ihre Konfliktlösungsfähigkeiten zu stärken. Durch gezielte Reflexionsübungen und neue Dialogformen erleben Paare oft, dass sie auch intensive Themen sicher besprechen können. Die von Isensee beschriebenen „Ich-Botschaften“ und „Timeouts“ gehören dabei zu den Schlüsselstrategien, die ich einführe. Scham und Selbstakzeptanz: Für Paare, die aufgrund von gesellschaftlichem Druck oder Ablehnung mit Scham und Selbstzweifeln kämpfen, biete ich spezifische Selbstakzeptanzübungen an. Isensees Herangehensweise, negative Gedanken gemeinsam zu analysieren und durch positive Selbsterinnerungen zu ersetzen, nutze ich, um eine stärkere Basis des Selbstwertgefühls zu schaffen, die sich positiv auf die Beziehung auswirkt. Intimität und Sexualität: Da Sexualität oft ein sensibles Thema ist, fördere ich das Gespräch über Wünsche und Intimität. Übungen wie Berührungsübungen und Rituale zur Wertschätzung schaffen in der Therapie einen sicheren Rahmen für Paare, um ihre Bedürfnisse und Grenzen offener anzusprechen.

Zusammenfassend ist Love Between Men ein wertvolles Werk für meine therapeutische Arbeit, weil es Themen anspricht, die in schwulen Beziehungen einzigartig und dennoch oft unausgesprochen sind. Ich unterstütze meine Klienten dabei, diese Ideen in ihren Alltag zu integrieren und ihre Beziehung so zu einem Ort der Sicherheit und emotionalen Erfüllung zu machen.

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